Mittwoch, 30. Mai 2012

ein Fest für Karli


über die Schulter geschaut

 so also schaut es aus, wenn hier gearbeitet wird: 
nachdem der schadhafte Stein weggeschlagen wurde, wird an den kleineren Stellen Steinmasse anmodelliert, wobei es besonders wichtig ist, dass der Untergrund völlig gesäubert und staubfrei ist - 
sonst bröckelt es nach kurzer Zeit wieder.

 hier sind solche Partien zu sehen: An den Rändern der Gesimse werden sie zusätzlich mit Stahldraht armiert.

 von unten sieht man es gar nicht so genau - wenn man davor steht, fällt es ins Auge: die Laibungen und Simse der Fenster sind stark verwittert.
Hier müssen wohl ganze Teile ausgewechselt werden.

 Ich lerne Steinmetz-Jargon: Es klingt für meine Ohren, na sagen wir, politically incorrect, aber einen solchen Stein bezeichnet man als "Juden"...
seine Strukturen verlaufen längs - d.h. er wurde nicht so eingebaut, wie er aus dem Steinlager kam, sondern senkrecht dazu, was dazu führte...
...dass er schichtweise abgesprengt wurde durch eindringende Feuchtigkeit. Dies sind Fehler, die bereits die Erbauer der Kirche gemacht haben. Vielleicht hatten sie gar keine Wahl, weil sie nehmen mussten, was sie hatten. 
Aber so schreitet der Verfall natürlich fort.
 Hier lerne ich den "Stocker" kennen, einen Meißel, der aussieht wie ein gezackter Fleischklopfer, und mit dem eine typische Struktur erzeugt wird.

Anschließend wrd mit dem Kompressor "scharriert":

 Das Ergebnis sieht man hier :
 oder auch hier, am Portal:
Das bleibt natürlich nicht so - hier werden Teile neu angesetzt.

 ebenso an dieser Stelle, wo wirklich ein neuer Stein eingepasst werden muss.
 Und nun stehe ich ganz oben - viel weiter geht es nicht mehr 
(und würde ich auch freiwillig nicht mehr steigen). 
Hier ist eines der Podeste zu sehen, auf das später wieder die Vasen gestellt werden. Dieses ist schon weitgehend restauriert.
So sehen sie vor der Restaurierung aus!

Mir genügt dieser Rundgang. Ich freue mich wieder auf den Erdboden ! Aber es war weniger schwindelerregend, als ich befürchtet hatte.

 Unten liegen die Einzelteile schon - noch bemoost und zerlegt, 
was einmal wieder als Vase oben prangen soll


 Hier wurde schon ein Vasenfuß gereinigt.

Und dieser Flamme  fehlt ein Teil, das neu angepasst werden muss.
Es bleibt noch eine große Menge zu tun. 
Die Steinmetze sind  aber sichtlich mit Freude an der Arbeit. 
Vielen Dank für die sachkundige Führung!








Mittwoch, 23. Mai 2012

in luftiger Höhe...

der Container füllt sich mit dem Material..




das an vielen Stellen aus der Fassade heraugeschlagen wurde


Das stabile Gerüst reizt sicher so manchen zum Klettern. Was natürlich strengstens und polizeilich für Unbefugte verboten ist! Die folgenden Zeilen stehen also unter der Bedingung: 
Nicht zur Nachahmung empfohlen! Zuwiderhandlung wird bestraft!

Herr Christel, der Polier der Bamberger Natursteinwerke - lädt mich dennoch freundlich zu einem Rundgang ein:
Also - Höhenangst hin oder her, als Pfarrgemeinderats-Vorsitzende darf man nicht bange sein!

 ...gut, dass das blaue Netz den Blick nach unten bremst - ich wage es.

 Hoch schrauben sich die Stufen hinauf, aber zum Glück sind sie bequem wie ein Treppenhaus, haben ein Geländer und sind erstaunlich trittfest.
 Welch eine Aussicht ! Kirchturm grüßt Windmühlen! 
Und weit kann der Blick ins Bauland schweifen !
 Die Kastanie vor dem Rathaus blüht märchenhaft -


 wer kann sich rühmen, das Labyrinth auf dem Vorplatz aus dieser Perspektive gesehen zu haben ?

 und wer hat schon dem Bürgermeister von oben auf seinen schönen Rathausbalkon schauen können - oh, da macht eine Mittagspause aber sicher Spaß, bequem im Sessel bei einem Kaffee den Steinmetzen bei der Arbeit zuschauen ?
Aber ich bin nicht hier oben, um die Aussicht zu genießen, und das Hinunterschauen sorgt etwas für weiche Knie. Ich möchte den Steinmetzen über die Schulter schauen. Ich werde mir zeigen lassen, wie die Arbeit vorangeht.

Montag, 7. Mai 2012

... es geht los!



                        






Von weitem und auf den ersten Blick: 
Was für eine wunderschöne Barockkirche, die da mitten im Dorf steht!
St.Karl Borromäus
das katholische Pfarrkirchlein von Rosenberg, gleich zwischen Schule und nagelneuem Rathaus, in trauter Nachbarschaft mit ihrer evangelischen Schwesterkirche, mit einem schön gestalteten Vorplatz, der recht zum Verweilen einlädt!

Doch beim näheren Hinzutreten wird es sichtbar:



 Moos und Flechten haben die Gesimse überwachsen, Risse sind entstanden, die den Stein zerstören.



von den prächtigen barocken Ornamenten, die einst das Portal schmückten, ist fast gar nichts mehr zu sehen: abgeplatzt, verwittert, zerbröckelt - verloren.


Noch vor einem guten Jahrzehnt waren sie erkennbar. 
Heute müssen sie komplett neu gearbeitet werden.


Wer erinnert sich daran? Auf dem Giebel standen vier imposante, flammengeschmückte Vasen. Auch ihnen hatte die witterung derart zugesetzt, dass sie absturzgefährdet waren. Im Jahr 2007 mit Kränen heruntergehoben und eingelagert werden mussten.

Manch ein Rosenberger nahm sie überhaupt erst wahr, als der kaum zwei Meter vom Kirchenportal entfernte  bunte Garten von Leo Martin nach dessen Tod dem Vorplatz gewichen war -
die prachtvolle Madonna, die ihren Fuß auf die Schlange setzt und mit einer Sternenkrone gekrönt ist:

Von weitem sieht sie auch heute noch schmuck aus.


Aber bei näherem Hinsehen wird klar: auch sie ist in einem beklagenswerten Zustand.



Wer weiß noch, dass sie einmal einen Ölzweig in der Hand hielt? er ist ihr längst entfallen und verloren gegangen.


das Kunsteinmaterial, das in den siebziger Jahren verwendet wurde, hat sich leider nicht bewährt: hinter den ausgebsserten Stellen und drumherum schritt der verfall dramatisch fort. Farblich sticht der Kunststein stark gegenüber dem Original ab.




Es ließen sich viele ähnliche Bilder hinzufügen. Nicht nur an der Westfassade, rundum die ganze Kirche bröckelt der Stein, platzt ab, zersetzt sich.

Hilfe tut not !
Und nun ist sie auch unterwegs! 


ein großes Steinmetzgerüst wurde gestellt,



Beinahe sechs Jahre hat es gedauert, bis begonnen werden konnte. 
Aber nun bekommt die Kirche hinter dem blauen Netz ihr neues, altes Gesicht zurück. Weithin zu hören ist das Hämmern und Fräsen der Steinmetze. 
Die Sanierung ist in vollem Gange !